Stoffspielereien im Januar 2024 - Textile Schalen
28.1.2024
Herzlich willkommen zu den ersten Stoffspielereien im neuen Jahr mit dem Thema „Textile Schalen“.
Ich freue mich, zum ersten Mal hier die Gastgeberin zu sein und bin sehr gespannt zu sehen, wie Ihr das von mir gestellte Thema umgesetzt habt:
- Elvira von Zwischendurch zeigt eine Boro-Schale und sehr schöne umstochene Kordelschalen
- Christiane von Schnitt für Schnitt zeigt ein, wie ich finde, ein doch ganz gut gelungenes Experiment
- Kerstin von Stoffnotizen ist auf einem ganz anderen Weg zu ähnlichen Schalen wie ich gekommen, sehr interessant
- Tyche hat eine wunderschöne ganz zarte Blütenschale gestaltet
- Gabi von made with Blümchen zeigt einen sehr praktischen zusammenfaltbaren Behälter
- Ute von 1-2-3-Nadelei hat aus Spitzendecken schöne filigrane Schalen gestaltet
- Beate von Siebensachen zum Selbermachen hat aus selbstgefärbten Stoffen zwei schöne Schalen genäht
- Merlecolibri zeigt zwei sehr schöne handgenähte Schalen, ähnlich der Boro-Schale von Elvira
- Karen von feuerwerk by Kaze zeigt total spannende Schalen aus Garnresten zwischen Laminierfolie
- Silvia Franziska von PeterSilie & Co sinniert erst sehr spannend über Schale an sich und zeigt dann ihre entstandenen Schalen
- Amberlight-Label hat zum Thema Schale experimentiert und zeigt ältere Ergebnisse
Mich faszinieren immer wieder textile 3D-Objekte, vor allem Schalen. Vor Jahren habe ich tatsächlich auch Kordeln mit Stoff umwickelt und mit Zick-Zackstichen zu einer Schale geformt.
Das Ergebnis hat mir nicht gefallen und ich hatte wenig Lust, mehr Kordel zu kaufen und weiter zu experimentieren. Damals hatte ich es wörtlich genommen, mit der guten Resteverwertung für so eine Schale. Aber Stoffe, die mir nicht (mehr) gefallen, werden so auch nicht schöner. Mein Fazit damals, nimm auch für Spielereien nur noch schöne Stoffe!
Ein paar Jahre später fand ich in einem Second-Hand Buchladen in San Francisco das Buch Favorite Fabric - Bowls, Boxes & Vases von Linda Johansen. Ich nahm es als Souvenir mit, mit dem festen Vorsatz, jetzt endlich auch schöne Schalen zu nähen.
Im Laufe des letzten Jahres stieß ich dann auf Kirsten Fisher und ihre textilen Schalen. Als Gabi von made with Blümchen fragte, ob ich Gastegeberin bei den Stoffspielereien werden wolle, wußte ich ziemlich schnell, welches Thema ich wollte. Auf einer anderen Webseite fand ich nicht nur einen tollen Artikel über Kirsten Fisher, nein, da gab es auch noch eine Anleitung, siehe auch meinen Inspirationspost.
Letztendlich besteht eine viereckige Schale aus einem Quadrat mit Abnähern. Auf Papier habe ich aufgezeichnet wie der Boden und die Abnäher aussehen könnten.
Auf Papier habe ich das Quadrat in neun Teile geteilt und einmal den Abnäher, schwarz schraffiert, in die Ecke gezeichnet und einmal zwischen Randmittelteil und Eckteil. Ich wollte eine relativ flache Schale. Um abzuschätzen, wie der eingezeichnete Abnäher ungefähr meiner Vorstellung entspricht, habe ich das Papier gefaltet.
Nachdem Papierversuch wußte ich, daß ich den Boden der Schale größer machen werde, der erschien mir doch ein bißchen klein und instabil.
Für den ersten Versuch habe ich jeweils für die Außenseite und das Innere der Schale ein Stück Stoff genommen, einen gemusterten und einen unifarbenen. Eine Weile habe ich überlegt, welcher Stoff soll nun innen rein und welcher außen? Von der Außenseite sieht man bei einer flachen Schale nicht viel, aber wenn man irgendwas in die Schale hineintut, ist ein gemusterter Stoff ziemlich fehl am Platz. Also der unifarbene sollte innen rein und der gemusterte als Außenseite.
In meinem Fundus hatte ich noch festes Vlies mit einer Klebeschicht. Auf das zugeschnittene Klebevlies malte ich mir die Einteilung der Schale: Boden, Rand und Abnäher. Die Abnäher schnitt ich raus, bügelte das Vlies auf die Stoffquadrate und nähte im Stoff die Abnäher knapp an der Kante zum Vlies. Die Fotos stammen von meiner zweiten Schale, bei der ersten hatte ich das Fotografieren vergessen.
Die beiden Schalen haben ich aufeinandergelegt und nicht mit doppelseitigem Klebevlies erstmal zusammengebügelt. Damit die beiden Teile zusammenhalten habe ich den Boden abgenäht und aus dem gemusterten Stoff ein breites Binding um die Kante gesteckt und angenäht. Das Binding habe ich im geraden Fadenverlauf zugeschnitten und die Ecken ganuso gelegt wie bei meinen Quilts.
So ist relativ einfach und schnell die erste Schale entstanden. Den Rand habe ich zum Schluß noch mit Perlen verziert, dazu hatte ich einfach Lust. Das unifarbene Innere ist solange ein bißchen langweilig, bis es einen Inhalt, wie hier die Schneckenhäuser und Muscheln, wunderbar zur Geltung bringen kann.
Die nächste Schale sollte jetzt aber gemustert werden, eine unifarbene Rückseite und vorne verschiedene aneinandergenähte Streifen. Ich mag es nicht gepatchte Stoffteile auf Vlies zu bügeln, da sich dann immer die Nahtzugaben so häßlich durchdrücken. Also habe ich ein Stück Schabrackenvlies genommen und den Stoff darauf mit ein paar Nähten im Nahtschatten und einer Handstichnaht je Stoffstreifen befestigt. Das Teil war wesentlich aufwendiger wie die blaue Schale und hat mir einiges Kopfzerbrechen bereitet. Zum einen sollten die Abnäher in den Ecken schön diagonal aneinanderstoßen, zum anderen habe ich den äußeren Stoffstreifen breiter zugeschnitten, um ihn auf die Rückseite als Versäuberung zu knicken.
Diese Schale habe ich zum Schluß noch mit parallelen Nähten zusammengenäht. Leider sitzt die Außenseite nicht ganz stramm auf der Innenseite, was sicher an meinem Verzicht auf ein Klebevlies dazwischen zurückgeht.
Während ich die beiden Schalen nähte, hatte Schnitt für Schnitt in einem Kommentar zu meinem Inspirationspost einen Hinweis auf Hilde Morin und ihre textilen Schalen gegeben. Über den Kommentar habe ich mich riesig gefreut und direkt eine weitere, diesmal runde, Schale angefangen.
Diesmal wollte ich alles, wie in dem Tutorial beschrieben, mit doppelseitigem Klebevlies aneinanderkleben und erst dann nähen. Als Kreisschablone habe ich einen unserer Eßteller mit ca 26cm Durchmesser genommen. Wie schon bei den anderen beiden Schalen habe ich mir die Abnäher auf das Schabrackenvlies gezeichnet. Die Maße habe ich nach meinem Gutdünken festgelegt. Nachdem die anderen beiden Schalen sehr flach geworden sind, habe ich hier den Boden wieder im Verhältnis kleiner gemacht. Mein Klebevlies ist alt und hat nicht mehr ordentlich gehalten trotz sehr heißen Bügelns, wie man deutlich an den gelben Flecken sieht. Deshalb habe ich oben am Rand alles zusamngenäht.
Alle Schichten, 2x Stoff, 2x Schabrackenvlies und 3x doppelseitiges Klebevlies ergab ein ganz schön steifes, dickes Teil. Die Abnäher sauber raus zu schneiden war schwierig und das zusammennähen nicht einfacher.
Schön finde ich an dem Tutorial von Hilde Morin, daß sie die Abnäher nicht mit einem dichten Satinstich überdeckt, sondern mit Stoff. Allerdings war bei meiner Schale der Rand jetzt sehr steil geworden, da noch Stoffstreifen festzubügeln war unmöglich. Ich beschloß die Außenseite so zu lassen wie sie war und nur innen sowohl einen Boden hineinzulegen als auch auf die Abnäher frei geschnittene Stoffstreifen zu legen
und das Alles mit parallelen Linien festzunähen. Dieser fliegende Aufbau hat tatsächlich funktioniert. Ich habe innen angefangen zu nähen und bin immer weiter nach außen gegangen. Auch hier habe ich als Rand ein Binding angenäht. Einen dichten Satinstichrand mag ich nicht so sehr, die größte Stichbreite an meiner Nähmaschine sind 5,5mm, das überdeckt lange nicht alle Unebenheiten, auch nicht, wenn ich am Rand noch eine Kordel mitlaufen lasse. Auch das Binding habe ich mit mehreren parallelen Linien festgenäht. Hier hätte es sich aber gelohnt den Stoff in schrägem Fadenverlauf zuzuschneiden.
Abends beim Fernsehen habe ich noch zwei kleine Schalen gehäkelt. Auf dem Textilmarkt in Benediktbeuern hatte ich an einem Stand immer wieder kleine, schwarze Häkelschalen mit einem bunten Abschlußrand bewundert. Wenn ich gewußt hätte, wofür ich sie brauchen kann, hätte ich sicher mal eine gekauft. Erstaunlicherweise war unter meinen Baumwollgarnen auch ein schwarzes Knäuel. Schwarz ist nicht so meine Farbe; davon kaufe ich nur was, wenn ich es unbedingt brauche. Zuerst habe ich aus blauem Garn eine Schale probiert und dann aus schwarz. Schwarz ist an einem grauen Wintertag wirklich schwer zu erkennen, da war ich froh um meine Erfahrung von der blauen Schale.
Jetzt habe ich das Gefühl endlich mal mit genug Zeit textile Schalen ausprobiert zu haben. An jeder Schale sehe ich Verbesserungsmöglichkeiten, aber mir reicht es jetzt erstmal so. Bei allem Spaß am Spielen, denke ich auch immer über die Verwendung nach. Bei uns ist nicht soviel Platz um zig Schalen angemessen zu präsentieren und ich bin mir auch nicht so sicher, wieviel Spaß Freunde an einer geschenkten Schale hätten. Jetzt habe ich Lust mich dem nächsten Thema der Stoffspielereien, „Blumig“ bei 123-nadelei, zu widmen. Zu dieser Zeit des Jahres sehne ich mich nach Blüten und jungem Grün.
Die Stoffspielereien
Bist du auch eine Stoffspielerin?
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.
Machst du nächstes Mal mit?
Stoffspielerei-Termine 2024:
25.02.2024: „Blumig“ bei 123-nadelei
24.03.2024: „XXS“ bei made with Blümchen
28.04.2024: „Papier küsst Stoff“ bei feuerwerk by KaZe
26.05.2024: „naturinspirierte Texturen“ bei Stoffnotizen
30.06.2024: „Griechenland“ bei Siebensachen zum Selbermachen
Juli und August: Sommerpause
29.09.2024: „Naturfasern verarbeiten, mit Naturfarben färben“ bei Petersilie und Co
27.10.2024: „dreidimensional/skulptural“ bei zwisch-en-durch
24.11.2024: „zweiseitig-vielseitig“ bei Tyche
Dezember: Winterpause