T-Shirt neu gesäumt - Visible Mending
25.4.2021
An einem meiner selbstgenähten T-Shirts war die Saumnaht an vielen Stellen kaputt gegangen.
Schon eine Weile sah der Saum an diesem T-Shirt so aus. Ich hatte noch in Erinnerung, daß es sehr schwierig war, die richtige Nähmaschinennadel und den passenden Stich für diesen Stoff zu finden. An den Ärmeln hatte ich schon vor langem mit einem handgestickten Hexenstich die Säume neu genäht. Damals angeregt von den vielen schönen Beispielen, die man unter dem Stichwort „Visible Mending“ findet.
Aber das T-Shirt ist einige Jahre alt, ich habe es oft getragen und das sieht man ihm an. Der Stoff pillt und den Schnitt finde ich nicht mehr so toll. Damals war ich ganz stolz auf den selbstgefärbten Stoff. Heute denke ich, ich hätte besser auf die Farbverteilung beim Auflegen des Schnittmusters achten können. Also alles Gründe das T-Shirt zu entsorgen statt zu flicken.
Andrerseits ist es für die Umwelt viel besser, weniger Textilien zu kaufen und das was man hat, länger zu benutzen, zu pflegen und zu reparieren. Klar möchte ich nach diesem Ideal handeln, was z.Zt.auch ziemlich einfach ist. Dank der sehr unübersichtlichen und komplizierten Coronaregeln kauft man nicht einfach mal so neue Klamotten und die alten verschwinden dann unten im Schrank. Auch online bestellen ist mir zu aufwendig, da man den Fotos und Beschreibungen ja nicht ansieht, ob einem selbst das Kleidungsstück passt und steht.
Also begann ich voller Zweifel, ob es nun sinnvoll ist oder nur Zeitverschwendung, die alte Saumnaht aufzutrennen und eine neue mit der Hand im Hexenstich zu sticken. Wie immer mit einem viel zu langen Faden, da habe ich meinem Blognamen mal wieder alle Ehre gemacht ;).
Während ich so vor mich hin stickte hörte ich im Radio zufällig einen Beitrag über die katastrophalen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie und die Umweltverschmutzung bei der Herstellung von Stoffen. Der Beitrag war angeregt von der „Fashion Revolution Week“. Diese findet jedes Jahr in der Woche des Jahrestages von Rana Plaza statt. Und so wurde meine kleine Reparatur plötzlich überhöht zu einem Akt der Weltverbesserung! Auf jeden Fall waren damit meine Zweifel ausgeräumt, und der Saum wurde schnell fertig.
Um das neu reparierte T-Shirt zu fotografieren, habe ich es sorgfältig gebügelt, danach gefiel es mir doch wieder ganz gut.
Hier sieht man nochmal im Detail die handgenähten Säume. Das Garn für die Ärmelsäume gab es nicht mehr, also mußt ich ein anderes, dickeres nehmen. Aber beide Garne kommen aus dem gleichen Farbbad wie der T-Shirtstoff.
Diese kleine Reparatur bedeutet für mich, das T-Shirt kann weiterhin getragen werden, da brauche ich erstmal keinen Ersatz.