Zwei Quilts nach Josef Albers „Homage to the Square“

18.5.2021

Wie sieht ein Bild aus der Serie „Homage to the Square“ von Josef Albers gequiltet aus?

In Kunstausstellungen sieht man immer wieder Bilder mit schlichten geometrischen Formen, von z.B. Sean Scully, Piet Mondrian, Paul Klee oder eben Josef Albers. Beim Anblick der großen, fast unifarbenen Flächen denke ich sofort an Quiltmuster. Schon lange wollte ich deshalb ein Kunstwerk, daß mir gefällt, nachnähen und üppig mit der Maschine quilten.

Vor drei Jahren haben wir in Essen in der Villa Hügel die Ausstellung „Josef Albers. Interaction“ besucht. Natürlich hatte ich schon vorher Bilder der Serie „Homage to the Square“ gedruckt oder im Internet gesehen. Aber da fand ich die Werke nicht sonderlich interessant. In echt hat mich die Spannung zwischen den Farben fasziniert. Die Farben in einem einzelnen Bild sind nicht einfach nur Abstufungen der gleichen Grundfarbe. Josef Albers hat die Farben nicht gemischt, sondern direkt aus gekauftenTuben auf das Bild aufgetragen. Er hat alles was er an Farben bekommen konnte gekauft und zwischen alten und neuen Farben, das kennen wir ja auch bei Wolle, Nähgarn und Stoffen, gab es dann viele verschiedene Nuancen.

In der Ausstellung hat es dann bei mir klick gemacht: solche Quadrate wollte ich auch nähen und dann quilten. Bei uns gibt es eine leere, große Wand, die schon lange auf Quilts wartete. Die Wand ist orange gestrichen, deshalb war für mich gleich klar, daß meine Quadrate in Gelbtönen sein sollten.

Erst einmal habe ich immer wenn es sich ergab, gelbe Stoffe gekauft. Letztes Jahr im Herbst wurde es dann konkret. Ich habe beschlossen zwei Quilts zu nähen, jeweils 80cm im Quadrat. Natürlich wollte ich die Quilts nicht rahmen, aber sie sollten sich abheben von der Wand, also kam ringsrum noch ein weißer Rand von 10cm. So wurden die Quilts dann insgesamt doch 100cm große Quadrate.

Alle gesammelten gelben Stoffe legte ich auf meinen Arbeitstisch, schaute mir intensiv den Katalog der Ausstellung „Josef Albers. Interaction“ an und entschied mich danach für Farben und Reihenfolge. Das Nähen war natürlich ganz einfach. Faszinierend wie schnell dann die Tops wie zwei „Kunstwerke“ an meiner Entwurfswand hingen.

Jetzt kam der spannende Teil, wie will ich quilten? Natürlich freies Maschinenquilten auf meiner ganz normalen Haushaltsnähmaschine (Bernina QE 440). Kein overall-Muster, sondern jede Farbfläche in einem anderen Muster. Das Garn möglichst in der gleichen Farbe wie der Stoff.

Garnauswahl

Und welche Quiltmuster? Möglichst unterschiedliche, also mit Kurven und Ecken, mal eng und dicht gequiltet, mal großzügiger. Und ich wollte kein Stippling machen, das habe ich schon zu oft benutzt.

Meine allererste Inspirationsquelle für Quiltmuster ist immer die Webseite von Leah Day mit ihrer ausgiebigen Bibliothek von freien Maschinenquiltmustern. Bevor es dann an die Nähmaschine geht, probiere ich die Quiltmuster erstmal mit Bleistift auf Schmierpapier aus. Das hilft sehr; wenn es auf dem Papier so aussieht, wie ich es mir vorstelle, klappt es dann auch auf der Nähmaschine.

Quiltmuster auf Schmierpapier üben

So sieht der eine Quilt nach Josef Albers aus:

erster Quilt nach Josef Albers

und so der zweite:

zweiter Quilt nach Josef Albers

Es war ein Vergnügen auf den großen Flächen die verschiedenen Quiltmuster auszuprobieren.

Aber auch die fertigen Quilts gefallen mir sehr. Jedes Mal wenn ich sie an der Wand hängen sehe, freue ich mich über meine Interpretation der Kunst von Josef Albers.

Zwei Quilts nach Josef Albers

Am vergangenen Wochenende fanden die online-Patchworktage der deutschen Gilde statt. Zum Schluß wurde ein Video von Leah Day zum freien Maschinquilten gezeigt, das war sehr interessant. Wie immer gab es einiges was ich genauso mache, schön da die Bestätigung zu bekommen :)). Leahs Hinweise, daß nicht immer die Fadenspannung an Schlaufen auf der Rückseite schuld ist, sondern das ungleichmäßige Tempo beim Führen des Stoffes, war für mich neu. Bisher habe ich in solchen Fällen, die bei mir regelmäßig auftreten :(, immer die Fadenspannung überprüft und dann beschlossen, daß ich mit meinen Unzulänglichkeiten leben kann. Aber jetzt werde ich gezielt auf mein Tempo achten, denn natürlich gibt es eine Richtung, in der ich mit Schwung den Stoff führe und die andere, die immer hakelt.

Diesen Beitrag verlinke ich mal wieder bei Patchen und Quilten, der Linkparty von Ines von den Nähzimmerplaudereien. Das ist eine schöne Möglichkeit seine Patchwork- und Quiltarbeiten anderen zu zeigen und sich inspirieren zu lassen.

Meine Quiltgruppe, die Gröbenzeller Quiltgruppe, wird auch dieses Jahr leider wieder online ihr Show and Tell am Samstag, den 19.6.21 veranstalten. Vielleicht hat ja der eine oder andere Lust daran teilzunehmen? Informationen gibt es auf unserer Webseite.

 

 

 

Kommentare
2021-06-28 10:05 Schnitt für Schnitt
Oh, das ist ein Beitrag, wo ich mir als Quiltneuling ganz viel abschauen kann. Die Projektgröße, die Links, die Vorgehensweise... Vielen Dank!Liebe Grüße Christiane
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