Monatsspaziergang im August 2025
21.8.2025
Mein Spaziergang führt mich diesmal durch die Fußgängerzone in München.
Schon lange wollte ich vom Hauptbahnhof zum Marienplatz spazieren. Zwischen Stachus und Marienplatz liegt die Fußgängerzone Neuhauser-/Kaufingerstraße. Es soll in Deutschland die Fußgängerzone mit den meisten Besuchern und dem höchsten Umsatz sein.
Im Laufe der Jahre hat sie sich sehr verändert. In der letzten Zeit kommen dazu jede Menge leerer Kaufhäuser. Viele gehörten zum Benko-Konzern, sollten umgebaut werden und stehen jetzt, nach dessen Pleite, als Bauruinen da.
Auch wenn die Fußgängerzone erst am Stachus oder Karlsplatz beginnt, fing sie für mich immer mit dem riesigen Hertie an. Das Kaufhaus zog sich vom Hauptbahnhof bis fast zum Stachus. Hertie gibt es schon lange nicht mehr, das gehörte inzwischen alles zum Galeria-Kaufhof-Konzern. Aber zur einfacheren Definition, blieb es im Familien- und Freundeskreis der Hertie. Und der hatte bis zum Schluß eine große Stoff-, Wolle- und Kurzwarenabteilung.
Das Kaufhaus bestand eigentlich aus zwei verschiedenen Häusern, die oberen Stockwerke waren durch einen Übergang verbunden. Der ist jetzt abgerissen und die Wand schaut so aus:
Da, wo früher der Hertie aufhörte, lag gegenüber ein Kaufhof, ebenfalls Galeria-Kaufhof. Auch der steht leer.
Auf der anderen Seite der Straße ist der Stachus mit seinem Brunnen
und dem Tor. Hier fängt eigentlich die Fußgängerzone an. Sie besteht aus zwei Straßen; jetzt hinter dem Stachus beginnt die Neuhauser Straße die dann einfach in die Kaufinger Straße übergeht. Ganz früher verlief die erste Münchner Stadtmauer zwischen diesen beiden Straßen, aber davon sieht man heute nichts mehr.
Hinter dem Tor auf der linken Seite kommt der nächste Karstadt. Er nennt sich Oberpollinger und gehört nicht mehr zu Galeria-Kaufhof. Das Gebäude wurde 2006 riesig ausgebaut und bietet vor allem teure Luxuswaren an. Bis vor ein paar Jahren gab es dort aber trotzdem eine schöne Stoffabteilung mit einem anderen Angebot wie im Hertie. Auch dieses Kaufhaus wird z.Zt. saniert, es steht wenigstens nicht leer.
Von hier hat man nochmal einen schönen Blick auf das Karlstor.
Zwischen den Läden gegenüber vom Oberpollinger sieht man auch Pop-Up Läden. Diese Fußgängerzone hat mit die höchsten Ladenmieten in Deutschland. Aber nicht jedes Warenangebot wirft soviel Gewinn ab, daß es sich lohnt hier einen Geschäft aufzumachen.
Eingeklemmt zwischen dem Baugerüst des Oberpollinger und einer Kirche steht ein schmales Haus, an dessen oberen Fenstern Blumenkästen einen für diese Geschäftsstraße ungewohnten Anblick bieten.
Ein Stück weiter will jetzt auch der größte Schuhladen in der Fußgängerzone renovieren.
Schräg gegenüber gab es mal ein schönes Bekleidungsgeschäft. Nach dessen Pleite gab es einige Zwischenlösungen, aber nie mehr ein Geschäft, das sich länger hielt. Inzwischen ist es eine Baustelle. Wenn man richtig hinschaut, sieht man, das von dem ehemaligen Gebäude nur noch wenig steht.
Gegenüber gibt es ein Restaurant vom Augustiner, eine bekannte Brauerei in München, das hat einen richtig schönen Innenhof. Den haben wir mal auf einer Fahrradtour in die Stadt entdeckt. In der Fußgängerzone gibt es eigentlich nur Geschäfte, keine Restaurants, Cafés oder Eisläden. Ich habe mich heute aber nicht getraut hinein zu gehen und zu fotografieren. Deshalb gibt es nur die Ansicht von der Fußgängerzone aus.
Neben dem nicht mehr vorhandenen Gebäude des ehemaligen Bekleidungsgeschäftes ist die Alte Akademie. Ein Gebäude mit einer Renaissance-Fassade. Darin war einmal das statistische Landesamt. Das Gebäude wurde vom Land Bayern an den Benko-Konzern verkauft und das statistische Landesamt zog um nach Fürth, um dort Arbeitsplätze zu schaffen nach der Schließung des Quelle-Konzerns. Klingt gut, aber natürlich sind die Münchner Mitarbeiter nicht entlassen worden, um stattdessen ehemalige Quelle-Mitarbeiter einzustellen. In dem Gebäude waren dann ein paar Jahre Fast-Fashion-Ketten und jetzt ist es eine der Bauruinen aus der Pleite des Benko-Konzerns.
Der Kommentar passt!
Auch auf dem letzten Stück Weg zum Marienplatz, dem anderen Ende der Fußgängerzone, gibt es weitere leerstehende Läden
und welche mit Zwischennutzung.
Der C&A ist umgezogen, auch dessen ehemaliges, großes Gebäude steht leer und wird umgebaut.
Direkt am Marienplatz steht noch ein Kaufhof. Da herrscht noch ganz normaler Betrieb. Aber wie lange wird der Rest des Galeria-Kaufhof-Konzerns überleben. Das Gebäude selber finde ich ziemlich häßlich. Falls ihr mitgezählt habt, auf der Strecke vom Hbf bis zum Marienplatz gab es 4 (!) sehr große Geschäfte vom heutigen Galeria-Kaufhof-Konzern. Natürlich konnten die nicht alle überleben.
Um die Ecke von diesem Kaufhof gab es einen alteingesessenen Schreibwarenladen mit einem sehr vielfältigen Angebot. Das Geschäft gibt es nicht mehr in der Innenstadt. Das Gebäude wurde abgerissen, was da Neues entstehen soll, ist unbekannt.
Ich bin gespannt, was auf Dauer aus all den Baustellen werden wird. Insgesamt bieten sie eine riesige Fläche, die wohl kaum nur für weitere Geschäfte genutzt werden kann. Das städteplanerische Konzept, nur Geschäfte in einer Straße zu konzentrieren ist an seine Grenzen gestoßen und hat sich überlebt.
Zum Schluß habe ich in einer der Seitenstraßen zufällig ein Alphornbläser-Trio gehört, Kinder spielten diese langen, schwierig zu handhabenden Instrumente. Wer weiß wofür sie gesammelt haben, ich dachte sofort an die Orchesterfreizeiten in meiner Jugend, deren Fahrtkosten wir mit Spenden bei unseren Konzerten z.T. gedeckt haben.
Auch diesen Spaziergang verlinke ich wieder bei Heike. Die Idee dazu hatte ich beim Lesen von einem ihrer Spaziergänge, bei dem sie u.a. viele leere Ladenschaufenster gezeigt hat.