Stoffspielereien Oktober 2025 - Applikation
26.10.2025
Heute lädt Ute von 123-nadelei zu Stoffspielereien mit dem Thema "Applikation" ein.
Auf Stoff kann man alles, was man sich vorstellen kann, applizieren. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten es technisch auszuführen. Und es macht Spaß auf diese Weise Textiles zu verschönern.
Begonnen hatte ich damit, die selbst genähte Kleidung für meine Kinder zu verzieren. Es gab damals Kaufkleidung, die mir sehr gefiel, mir aber selbst im Schlußverkauf viel zu teuer war. Mit wenig Erfahrung, versuchte ich sie nachzuahmen. Die Applikationen waren natürlich mit der Nähmaschine gemacht. So nahm ich einfach das übliche Nähgarn in der passenden Farbe, um die Applikationen mit einem engen Zickzack- bzw. Satinstich aufzunähen. Ich war damit gar nicht zufrieden, es sah überhaupt nicht schön aus. Lag natürlich auch an meinem Nichtkönnen. Aber das normale Nähgarn war einfach zu hart und legte sich gar nicht gut. Erst als ich Maschinenstickgarn kennenlernte, wurden meine Ergebnisse wie gewünscht. Maschinenstickgarn ist nicht annähernd so fest verzwirnt wie das normale Nähgarn, dadurch legt es sich viel besser und gibt nicht so harte Kanten. Natürlich ist es deshalb auch nicht fest genug für normale Nähte an der Kleidung. Heute werden Garne verkauft, die man angeblich sowohl zum Sticken als auch zum Nähen nehmen kann, das kann ich mir nicht vorstellen und habe sie noch nicht benutzt.
Applizieren kann man sowohl mit der Hand als auch der Maschine. Man kann Nahtzugaben anschneiden und unterbügeln oder offenkantig applizieren. Ich habe im Laufe der Jahre alles ausprobiert, tendiere aber eher zur Maschinenapplikation in allen Varianten.
mit der Hand applizieren
- Needle turn Applique oder Hawaiianische Applikation
Als ich mit Patchwork anfing, habe ich einen Kurs zu hawaiianischem oder needle turn Applique gemacht. Das ist noch eine weitere Variation sauber mit umgebückten Stoffkanten zu applizieren. Man malt die gewünschte Form auf die Oberseite des Stoffes und schneidet es grob mit einer großen Nahtzugabe aus. Zum Applizieren, schneidet man dann Stück für Stück die Nahtzugabe zurück auf ca 6mm, an schwierigen Stellen wie Kurven und spitzen Winkeln auch noch viel schmaler. Dann schiebt man mit der Nadel die Nahtzugabe unter den Stoff, wobei man sich an der aufgemalten Kontur orientiert und befestigt alles mit möglichst unsichtbaren Stichen. Man kann damit sehr sauber die aufwendigsten Formen aufnähen. In dem Kurs damals meinte die Kursleiterin, man brauche auch nicht die Stoffe an Kurven einschneiden, es sei eh alles Baumwollstoff und der sei an den meisten Stellen im schrägen Fadenverlauf. Da kann er sich dehnen und uneingeschnitten fransen die schmalen Nahtzugaben nicht so schnell aus im Gebrauch. Leider habe ich kein Beispiel zum Zeigen, die meisten so entstandenen Werke habe ich längst verschenkt.
- Improv Applique
Vor zwei Jahren bot Heidi Parkes einen Sewalong an. Sie näht fast aussschließlich mit der Hand, aber ihre Arbeiten sind nicht exakt, sondern improvisiert. Das reizte mich sehr, ich habe bei dem Sewalong mitgemacht und hier ausführlich darüber berichtet. So habe ich einige spannende unexakte Methoden zum Handapplizieren kennengelernt. Sie schneidet die gewünschten Formen grob nach Augenmaß aus und bügelt die Nahtzugabe um. Die Nahtzugaben sind überhaupt nicht schmal, eher 1cm breit oder mehr. Beim Bügeln schiebt sie die dann so, daß sie sich auch bei runden Formen schön verteilen. Die breite Nahtzugabe ist nötig, um mit längeren Vorstichen, ausgeführt in Stickgarn, auch die Nathzugabe mit einzunähen. Wir haben in dem Sewalong auch offenkantig aufgenäht oder für die Applikation andere Stickstiche verwendet.
mit der Nähmaschine
Üblicherweise hinterbügele ich den Stoff mit doppelseitig klebendem Vlies und schneide ihn exakt ohne Nahtzugabe aus, bzw an Stellen, wo sich der Stoff überlappt, kommt an den Stoff der unten liegt, eine kleine Nahtzugabe dran. Für das Motiv habe ich i.d.R. eine Vorzeichnung, nach der ich die ausgeschnittenen Stoffe auf dem Bügelbrett auf dem Hintergrund arrangiere. Oft mache ich das nach Augenmaß, ganz selten, male ich mir auf dem Hintergrund die einzelnen Positionen auf. Ich habe die Applikationen auch schon mit aufbügelbaren Quiltvlies hinterlegt, um einen 3-D-Effekt zu bekommen.
- dichter Satinstich
Dies ist meine übliche Methode. Manchmal bügele ich erst die untenliegenden Teile auf und nähe sie mit einem je nach Motiv und meiner Vorstellung mit einem mehr oder weniger breiten Satinstich mit geringer Stichlänge fest. Ich nähe den Satinstich nie zweimal. Beim 2. Mal wird er an manchen Stellen zu dick oder man trifft nicht genau oder ... . Eine Runde reicht, das sieht sauber und gleichmäßig aus. Unsere Quiltgruppe hatte 2002 Jane Sassaman zu Besuch, sie appliziert all ihre Arbeiten mit Satinstich. Bei ihr sah ich, daß die Stiche nicht supereng sind und trotzdem gut aussehen.
- offenkantig mit Geradstich
Künstlerische Arbeiten, die selten oder gar nicht gewaschen werden kann man auch offenkantig applizieren, einfach die Form aufbügeln und mit dem normalen Geradstich knapp an der Kante entlang nähen.
Wenn man die Kante der Applikation extra betonen möchte, kann man statt des üblichen Geradstichs auch einen Dreifach-Stich nehmen.
- mit Kordel
Möchte man die Kanten der Applikation noch deutlicher betonen, kann man sie mit einem weiten Zickzackstich, mit dem man eine Kordel, Stickgarn oder schöne Wolle mitfasst, umranden
- freihand mit mehreren Linien übersticken
Ebenso kann man die aufgebügelten Applikationen freihand in mehreren Linien, die sowohl innerhalb der Applikation sind als auch außerhalb, umranden. Das sieht wie ein schneller Sketch mit ein bißchen Farbe aus, Ich mag das sehr, ist aber nichts für einen Gebrauchsgegenstand.
Stoffspielerei heute
Für die Stoffspielereien heute bin ich zu meinen Anfängen zurückgekehrt. Wir hatten letztens Kleinkindbesuch, dem ich die alten Buntstifte meiner Kinder zum Malen geben wollte. Aber, oje, die Stifte lagen in einem alten Schuhkarton mit lauter anderem Kruscht. Und der war alles andere als geeignet für ein Kleinkind. Natürlich, da könnte ich doch ein Etui für die Buntstifte nähen und es mit applizierten Buntstiften verzieren, damit man gleich weiß, was drin ist. Meist schaue ich erstmal im Internet, wie so ein Motiv ausschauen könnte.

Für unsere vielen Buntstifte ist das Mäppchen von Noodlehead, das ich sehr schön und ebenso praktisch in seiner Form finde, zu klein. Also habe ich das Schnittmuster abgeändert.

Der Stoff einer ausgemusterten Jeans war passend, es sollten drei dicke Buntstifte in Grün, Rot und Gelb auf das Etui. Jeans haben heutzutage einen hohen Elasthananteil und sind sehr dehnbar. Damit das Etui haltbar ist, habe ich es mit einer festen Baumwolle hinterbügelt. So eine Baumwolle mit einer Klebeschicht zum Aufbügeln habe ich mal geschenkt bekommen, ob es die auch zu kaufen gibt, weiß ich nicht. Für Taschen ist sie perfekt, beim Nähen ein bißchen steif, aber fertig hat sie einen schönen Stand. Die Stifte habe ich aufgebügelt und passendes Maschinenstickgarn rausgesucht.

Bei den kleinen Spitzen der Stifte hält das doppelseitige Vlies kaum.

Aber es reicht, bis es umnäht ist. An der Nähmaschine stelle ich meine Nadel immer so ein, daß sie auf der einen Seite des Satinstichs an der äußersten Position ist. So kann ich die Kante der Applikation sauber am Füßchen entlang führen.

So sieht es fertig appliziert aus:

Noch ist mein Etui nicht fertig, ich habe zu spät angefangen :(. Aber alle Teile liegen fertig zugeschnitten da. Vielleicht reiche ich heute noch das fertige Teil nach.

Danke an Ute für das Thema! Ich habe mein Nähleben lang Applikationen benutzt und alle möglichen Techniken ausprobiert. Meine Spielereien sind diesmal entsprechend lang geworden und trotzdem: es gibt noch mehr technische Variationen.
Nachtrag:
Das Etui ist gestern noch fertig geworden, aber es war zu dunkel zum Fotografieren.
Unsere Sammlung an Buntstiften passt locker hinein. Typisch für mich, ich plane immer zu groß.

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