Patchworktage 2025 in Goslar
11.6.2025
Natürlich habe ich die Patchworktage in Goslar besucht.
Goslar ist meine Heimatstadt, aber schon zum Studium ging ich weg. Seit meine Eltern gestorben sind, bin ich nur noch sehr selten dort. Für mich war sofort klar, als Goslar für die Patchworktage in diesem Jahr genannt wurde, daß ich hinfahre. Mit den Quiltausstellungen ergab sich die Möglichkeit, die doch immer noch sehr vertrauten Gebäude mal wieder von innen zu sehen.
In Goslar wollte ich dann natürlich auch Quilts von mir ausstellen. Erfreulicherweise ist mein Quilt „Karriereleiter für Künstlerinnen“ für die von der Patchworkgilde ausgeschriebene und jurierte Ausstellung „Frauen“ angenommen worden.
Die Ausstellung hing im Rathaus in Goslar, ein Gebäude aus dem Mittelalter. Es hat wunderschön verzierte Decken, sodaß die Quilts quasi unter einem Sternendach präsentiert wurden.
Ein zweiter Quilt von mir hing in der Ausstellung „Von Moers nach Goslar“. Über den Quilt hatte ich schon ausführlich bei den 12 von 12 im März geschrieben. Die Quilts hingen sehr dicht nebeneinander und hatten keine Namensschildchen. Mein Quilt „Ein Leben für den Rammelsberg“ ist der 4. von links.
Ich bin am Freitag mit dem Zug angekommen und habe mir als erstes die Ausstellungen im Kulturkraftwerk in der Nähe des Bahnhofs angeschaut. Dort hingen im Theaterraum auf und neben der Bühne die Arbeiten von Scott Culley.
Ursprünglich wurde in dem Gebäude Strom erzeugt, bei der Einrichtung heute hat man viele der alten Details erhalten, wie z.B. diese Isolatoren aus Porzellan.
Danach habe ich meinen schon oben gezeigten Quilt im Rathaus besucht und mir im neu angebauten Vorraum des Rathauses die Ausstellung „Birds“ der EQA angeschaut. Es ist eine Ausstellung mit vielen kleinen, quadratischen Quilts, oft mit liebevollen Details, die aber sehr, sehr dicht hingen. Mir fiel vor allem dieser Vogel ins Auge, leider weiß ich nicht den Namen der Künstlerin.
Mein zweiter Quilt hing in der Worthschule, dort gab es eine Reihe weiterer Ausstellungen. Sehr interessant fand ich vor allem die Arbeiten der Alküns.
Hier fiel mir auch der tolle, aus Jeans genähte Quilt „Donauradweg“ von Christiane Terveen auf.
Richtig spannend war mein Besuch in der Goetheschule, in dem Gebäude ist mal mein Gymnasium gewesen. Ausstellungen und Händlerstraße waren in der damaligen Sporthalle und Aula. In der Aula hatte ich als Jugendliche jede Woche Probe im Musikschulorchester. Seit damals bin ich nie wieder in dieser Aula gewesen, jetzt hatte ich dort jede Menge Erinnerungen und kein Auge für die Händler.
In der Sporthalle fiel es mir viel leichter mich von meinen nicht immer angenehmen Erinnerungen an den Sportunterricht zu lösen und die Ausstellungen zu würdigen. Da war u.a. eine Ausstellung der alpinen Quilter zum Buch Momo von Michael Ende. Mir gefiel vor allem dieser Quilt von Ljerka Schmid.
Ebenso war hier eine Einzelausstellung von Monika Flake. Ihre Quilts gefallen mir sehr, stellvertretend zeige ich hier „Symphonies des Saisons“ und „Under the Blanket“.
Spannend fand ich auch die Darstellung ungehaltener Frauen von Christine Bünning.
Ein Stück weiter war im Schwiechelthaus die Ausstellung von Jenny Haynes aka Papper Sax Sten. Mit den hellen und dunklen Dreiecken wirkt ihr Hexabore Quilt dreidimensional, so als hätte er diagonale Falten.
Auch der Ausstellungsraum an sich ist sehenswert, mit einer sehr schönen Kassettendecke.
Von dort ging es zum Kulturmarktplatz (KuMa) beim Goslarer Museum an der Abzucht. Der Platz davor war mit lauter Fähnchen geschmückt, deutlich erkennbar als ein Ort mit Patchworkausstellungen.
Hier gefiel mir sehr die Ausstellung der Nordquilterinnen, einer Online-Quiltgruppe. Sie hatten sich für das Projekt „Color Up“ auf ein Muster geeinigt, das jede in ihren eigenen Farben umgesetzt hat.
Hier waren auch die Arbeiten aus der Kursleiterausbildung der Patchworkgilde zu sehen. Mir gefiel besonders der Quilt „Basics“ von Edith Peitl.
Weiter ging es zum nahegelegenen Großen Heiligen Kreuz, einem ehemaligen Hospiz aus dem Mittelalter. In dem Gebäude sind um eine große Diele lauter kleine Kämmerchen gebaut. In diesen sind heute Kunsthandwerker untergebracht. In der Diele war die Ausstellung „Rubinrot“ zum 40. Geburtstag der deutschen Patchworkgilde zu sehen. Auch hier war schon allein die Diele sehenswert. Die allerdings ist sehr dunkel, für eine Kunstausstellung eigentlich viel zu dunkel. So gibt es hier nur einen Blick in die Diele zu sehen. Mein Foto habe ich ordentlich aufgehellt damit überhaupt etwas erkennbar ist.
Zwei weitere Ausstellungen waren in der Neuwerkkirche. Hier wurden neben den Mee(h)rquilts einem Sew-along der Patchworkgilde, Quilts der Onlinegruppe „Marias Quilt“ gezeigt. Inspiriert wurden die Quilts durch einen Roman und dann von den Teilnehmerinnen mit eigenen Erinnerungen ergänzt. Leider gab es nicht genügend Stellwände für alle Quilts und viele Maria-Quilts waren über den Kirchenbänken ausgebreitet worden.
Auf einem der Quilts waren lauter verschiedene Fuchsienblüten dargestellt, die mag ich sehr und bewundere immer wieder die verschiedenen Farben und Blütenformen. Hier das Detail aus dem Quilt „Fuchsiengarten“ von Brunhilde Zöhrer.
Auch hier wieder konkurrierte die wunderschöne Decke über dem Altar mit den vielen Quilts in der Kirche.
Auf den Patchworktagen habe ich nicht nur Quilts angeschaut, sondern wieder viele Quilterinnen getroffen und mich mit altbekannten und neuen ausgetauscht. Diesmal war ich sogar in einem Gottesdienst, der von einem Mitglied der Patchworkgilde, die im Beruf Pfarrerin ist, in der Neuwerkkirche gehalten wurde. Ich bin überhaupt nicht gläubig, aber in der Neuwerkkirche haben wir damals von der Musikschule hin und wieder gespielt, manchmal auch im Gottesdienst. Die Kirche und das Orgelspiel haben mich sehr in alte Zeiten versetzt.
Am Goslarer Bahnhof gibt es leider keine Gepäckschließfächer. Ich bin erst am Sonntagnachmittag wieder weggefahren, mußte aber natürlich morgens das Hotel verlassen. Den ganzen Tag meinen kleinen Koffer hinter mir herzuziehen, fand ich eine frustrierende Vorstellung. Deshalb habe ich in der Neuwerkkirche, die ziemlich nahe am Bahnhof liegt, kurz vor Öffnung der Ausstellungen gefragt, ob ich dort irgendwo bei den Sachen der Gildeengel meinen Koffer mitabstellen könnte. Ja das ging! Liebe Gildeengel das war wirklich toll! Vielen Dank!
Zum Abschluß habe ich noch eine Weile bei der diesjährigen Mitmachaktion mitgenäht. Es wurden Nesteldecken für Goslarer Demenzkranke genäht. Das hat viel Spaß gemacht.
Goslar war für mich eine ganz besondere Mischung aus einer sehr vertrauten Stadt mit vielen Erinnerungen, in der ich viele, inzwischen ebenso vertraute Quilterinnen getroffen habe.
Jetzt bin gespannt auf Suhl im nächsten Jahr.